Kunst als Zeugnis
Wegen Rezeptfälschungen und Betrügereien verurteilt ein Gericht Georg Tauber Ende Mai 1938 zu einer Gefängnisstrafe. Seine Sucht und die mehrfache Behandlung in der Psychiatrie nimmt die Polizei zum Anlass, ihn in den Akten als »asozial« zu führen.
Im Januar 1940 weist ihn die Kripo erst in das KZ Sachsenhausen ein, drei Monate später wird Georg Tauber in das KZ Dachau überstellt. Er ist 39 Jahre alt. In Dachau gelingt es ihm, gute Kontakte zu seinen Mithäftlingen aufzubauen – ein Umstand, der seinem zeichnerischen Talent geschuldet ist. So verziert er auf Bitten von Mithäftlingen Glückwunschkarten mit Ornamenten und Blumen und malt für einen Zivilarbeiter Aquarelle.
Den weitaus größeren Teil seiner Aquarelle und Zeichnungen fertigt er nach der Befreiung des Lagers an. Dabei sind seine Zeichnungen, die Verbrechensszenen darstellen, von besonderer Bedeutung. Sie bezeugen die Taten und zeigen die verantwortlichen Täter. In Strafprozessen verwenden die Ankläger einige seiner Bilder sogar als Beweismittel gegen SS-Angehörige des Konzentrationslagers Dachau. Georg Tauber hält mit seinen Zeichnungen Beweise für die Nachwelt fest.
Quelle: Privatbesitz
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Unmittelbar nach der Befreiung setzt sich Georg Tauber für die Anerkennung aller NS-Verfolgten ein. Er gründet die Arbeitsgemeinschaft »Die Vergessenen«, die den als »Berufsverbrecher« und »Asoziale« Verfolgten eine Stimme geben will. Jedoch findet der Verein wenig Resonanz und wird nach wenigen Monaten verboten. Das Stigma der »Asozialen«, die letztlich selber an ihrem Unglück Schuld seien, so eine in der Nachkriegsgesellschaft weit verbreitete Meinung, setzt sich fort. Georg Tauber erlebt, dass es in Fragen der Anerkennung der NS-Verfolgung auch keine Solidarität unter den ehemaligen KZ-Häftlingen gibt.
Er möchte, wie er sagt, seine Erinnerungen mit dem Titel »Die Wahrheit über Dachau« publizieren. Doch sein Gesundheitszustand lässt dies nicht mehr zu. Er stirbt im Oktober 1950 im Alter von 49 Jahren an der Lungenkrankheit Tuberkulose.
Quelle: Privatbesitz